Allgemein

Die slowakische Sprache ist die Amtssprache der Slowakischen Republik. Slowakisch sprechen 4,5 Millionen Einwohner der Slowakei, über 1 Million Auswanderer in den USA sowie etwa 300.000 Menschen in der Tschechischen Republik. Kleinere Sprachgruppen befinden sich auch in Ungarn, Rumänien, Serbien, Kroatien, Bulgarien, Polen, Frankreich, Deutschland, Belgien, Österreich, Norwegen, Dänemark, Finnland, Schweden, Italien, in der Schweiz, in den Niederlanden, Zypern, Russland und in der Ukraine, in Kirgisien, Israel, Kanada, in der Südafrikanischen Republik, in Argentinien, Brasilien, Uruguay, Australien, Neuseeland, Großbritannien und in einigen weiteren Ländern. Slowakisch ist als das Esperanto der slawischen Sprachen bekannt und wird auch von Sprechern anderer slawischer Sprachen als die verständlichste slawische Sprache wahrgenommen.

Obwohl sich Slowakisch über längere Zeit unter anderen Bedingungen als Tschechisch entwickelte (die Slowakei wurde bereits ab dem 11. Jahrhundert Teil des ungarischen Staates), blieb es dem Tschechischen nahe. Einige Besonderheiten der slowakischen Sprache (Formen lakeť [Ellenbogen], Česi [Tschechen], die Endung -m in der 1. Person Singular und andere) finden jedoch Parallelen in den südslawischen Sprachen. Deswegen bezeichnete sie die ältere Slawistik nicht ganz korrekt als Südslawismen im (mittleren) Slowakisch. Bei einigen weniger bedeutenden Merkmalen hat Slowakisch Kontakt auch mit dem Polnischen (das Präfix pre- im Unterschied zum tschechischen pro-, Beibehaltung des Konsonanten dz oder auch bei einigen Ausdrücken: teraz [jetzt], pivnica [Keller]). Mit anderen charakteristischen Merkmalen kommt es wiederum den ostslawischen Sprachen näher. Auch deshalb kann man berechtigterweise von einer „mittigen“ Stellung des Slowakischen innerhalb der slawischen Sprachen sprechen.

Anton Bernolák
Ľudovít Štúr

Die slowakische Sprache gehört – im Rahmen der indoeuropäischen Sprachfamilie – gemeinsam mit Polnisch, Tschechisch, Nieder- und Obersorbisch zum westlichen Zweig der slawischen Sprachen. Die sprachlichen, historischen und archäologischen Fakten zeigen, dass sich Slowakisch direkt aus dem Urslawischen entwickelte (nicht über das Stadium des Urtschechoslowakischen). Die urslawische Grundlage des Slowakischen wurde im Raum zwischen den Karpaten, der Donau und der unteren March geformt und zwar in Berührung mit dem westslawischen Gebiet westlich von diesem Raum und mit dem ostslawischen Gebiet nördlich und nordöstlich von diesem Raum. In dieses Gebiet kamen Slawen, die Vorgänger der Slowaken, im 6. Jahrhundert aus dem Südosten. Als Grundlage des Slowakischen kann man die rekonstruierte Sprache des großmährischen Ethnikons betrachten, gegliedert in Dialekte, repräsentiert jedoch auch durch eine gewisse kulturelle Ähnlichkeit. Die stürmischste Entwicklung erfuhr das Slowakische in der Zeit vom 10. bis zum 12. Jahrhundert, zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert stabilisierte es sich vor allem. Vom 16. bis 18. Jahrhundert wurde als Kultursprache auf dem Gebiet der Slowakei das Tschechische, aber auch einige Typen des kulturellen Slowakisch benutzt: das kulturelle Westslowakisch, das kulturelle Mittelslowakisch und das kulturelle Ostslowakisch. Ende des 18. Jahrhunderts begannen die ersten Versuche der Herausbildung einer slowakischen Schriftsprache. Anton Bernolák begründete Ende des 18. Jahrhunderts seine Kodifizierung auf dem kulturellen Westslowakisch, erreichte jedoch auf Grund von veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen nicht den erwünschten Erfolg. Ľudovít Štúr ging von der mittelslowakischen Grundlage aus. Seine Idee fand sehr bald Akzeptanz und hat nach gewissen Bearbeitungen (Martin Hattala, Michal Miloslav Hodža) bis heute Bestand. In der Entwicklung des schriftsprachlichen Slowakisch zeigen sich deutlich die Bernolák´sche Epoche (1787 – 1845), die Epoche von Ľudovít Štúr (1846 – 1852), die Reformzeit (1852 – 1863), der Zeitabschnitt des slowakischen Kulturvereins Matica slovenská sowie die nach der Schließung von Matica slovenská folgende Zeit in der slowakischen Stadt Martin, genannt als Matica- und Martinepoche (1863 – 1918), die Zeit zwischen den Weltkriegen (1918 – 1940) sowie die gegenwärtige Zeit (seit dem 2. Weltkrieg).